Die Geschichte der Freien Wähler Weinheim

1947-1950 1951-1960 1961-1970 1971-1980 1981-1990 1991-2000


Die Freien Wähler Weinheim von 1961 bis 1970

1962

Nach dem November 1962 war die Sitzverteilung im Gemeinderat:

SPD10
PWV6
CDU6
MB2

Um die Parkraumnot in der Innenstadt zu verringern, legte die PWV einen Plan des Baden-Badener Architekten Pflüger vor zum Bau einer Tiefgarage unter dem Dürreplatz vor. Er wurde diskutiert gegenüber der Planung eines Garagen-Hochhauses an der Institutstraße. Die Gemeinderatsmehrheit wollte gegen die PWV die Hochhausvariante verwirklicht sehen. Als Erbauer war die Fa. GASOLIN vorgesehen. Als diese im November verzichtete, wurde der Plan wieder zu den Akten gelegt.


1965

Die Teilwahl 1965 brachte für die PWV keine Veränderung. Anfang 1966 wurde OB Engelbrecht ohne Gegenkandidaten erneut zum Stadtoberhaupt gewählt. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Vertretung der Stadt bei der Trauerfeier für den verstorbenen Hermann Langer. Die PWV hatte besonderen Grund zum Trauern, denn Langer war einer der Gründungsväter der PWV 1947 gewesen. 

Tragischerweise endete die neue Dienstzeit des Oberbürgermeisters sehr bald. Er verstarb an den Folgen eines Verkehrsunfalles.
Die Wahl seines Nachfolgers stieß auf großes Interesse in der gesamten Bevölkerung. Es standen sich gegenüber: der in der Stadt bestens bekannte und weithin geachtete Gewerkschaftssekretär und Landtagsabgeordnete Wolfgang Daffinger, den die SPD und die Gewerkschaften unterstützten, und auf der anderen Seite der parteilose Bürgermeister der Stadt Lauda, Theo Gießelmann, Verwaltungsjurist, zuvor erster Landesbeamter beim Landratsamt Tauberbischofsheim, für den sich CDU und PWV einsetzten. Bei der sehr hohen Wahlbeteiligung von 82,85 % erhielt Gießelmann auf Anhieb 52,25 % und war damit als neuer OB von Weinheim gewählt. 

Von Anfang an hatte das neue Stadtoberhaupt riesige Probleme auf sich zukommen sehen, und die ganze Stadt war gespannt, wie er damit fertig werden würde. Seine Art, die Dinge anzugehen, fand bald Anerkennung. 

Eines der Probleme war die Bewältigung der Schulraumnot des Gymnasiums. Laufend steigende Schülerzahlen hatten überraschend schnell zur Überfüllung des Neubaus von 1954 geführt. Progressive bildungspolitische Tendenzen drängten auf Erhöhung der Schülerzahlen an Gymnasien und mehr Abiturienten. Schwarzseher sagten sogar eine Bildungskatastrophe bis zur Jahrhundertwende voraus, wenn die Abiturientenzahl nicht schnell drastisch erhöht werden könne. 

In der PWV leitete Richard Freudenberg die Diskussion um ein zweites Gymnasium mit dem Hinweis auf eine von ihm und seiner Firma geplante Stiftung zur Erinnerung an seinen Bruder Hans. Die Planungen gingen schnell voran, wurden jedoch überdeckt von den Gedanken zum Bau eines Schulzentrums in der Weststadt, wo die Bevölkerungszunahme sehr groß war, die sich der neue Oberbürgermeister am Jahresende zu eigen machte. 

Durch geschicktes Taktieren bei der neuen Landesregierung gelang es ihm, den Bau einer Modellschule des Landes als Gesamtschule in Weinheim durchzusetzen. Trotz erheblicher Bedenken gegen die progressiven pädagogischen Ideen stimmte auch die PWV dem Gesamtschulplan zu, weil die beträchtlichen Förderzuschüsse vom Land, die nur zeitlich begrenzt zur Verfügung standen, die Finanzierung erst möglich machten, wegen der Hoffnung, mit einem Schlage mehreren Schularten bei der Behebung ihrer Raumnöte zu helfen, wegen der vorgesehenen Lage in der Weststadt, wo der Bevölkerungszuwachs am größten war. Nur Richard Freudenberg blieb skeptisch. Es kostete ihn große Überwindung, die Zustimmung seiner Fraktion in der Beschlußsitzung zu vertreten.

Aus Gesundheitsgründen trat 1967 Dr. Adalbert Köhler zurück. Von 1947 an hatte er sich mit kritischem Engagement nicht nur für die Belange der Vertriebenen und Flüchtlinge eingesetzt, sondern auch die Entwicklung des Theaters in Weinheim mit großer Energie gefördert und zum Blühen gebracht. Mehrfach vertrat er die Stadt als Rechtsbeistand vor Gericht. Seinen Sitz im Gemeinderat übernahm Hans Hohmann. Mit seinem Eintritt in den Gemeinderat begann eine neue Ära der Parteilosen Wähler in Weinheim.


1970

Die Jahreshauptversammlung der Freien Wählervereinigung Baden-Württemberg fand 1970 in Weinheim statt. Hauptpunkt war damals die Freude über den Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts Berlin über die Abweisung der Revision des Südwestfunks wegen Sendezeiten auch für die FWV bei Kommunalwahlen. Der SWF wurde zur Gleichbehandlung der Freien Wähler und zur Übernahme der Verfahrenskosten in allen drei Instanzen verurteilt.

Der Mittelstandsblock/FDP entsandte bei der Wahl 1971 keine Vertreter mehr in den Gemeinderat. Seine beiden bisherigen Gemeinderatsmitglieder erschienen auf der Liste der FWV. Die Umbenennung parteilos – frei erfolgte einmal im Zusammenhang mit diesem Zusammenschluss, aber auch wegen der Konsolidierung des Landesverbands der Freien Wähler, der für alle Mitglieder den einheitlichen Namen anstrebte.

Ernst Kinscherf, bis dahin Gemeinderat für den Mittelstandsblock, wurde auf der FWV-Liste gewählt.

Da Otto Eschwey verstorben war, rückte schon vor der Wahl Dr. Helmut Pönisch nach.